40 Jahre VAMV Bremen


Gründung des Verbandes in Bremen:

 

   Gründung am  27. August 1975

  •  · Sitz seit 1977: Bürgermeister-Deichmann-Straße 28 in Bremen- Walle
  • · Selbsthilfe-Organisation: Hilfe zur Selbsthilfe
  • · überparteilich und überkonfessionell
  •  · Arbeit größtenteils ehrenamtlich, außerdem Minijob, Honorarkräfte

 

 


Aus den Anfangsjahren

Klagt nicht- Organisiert Euch

war das Motto der 17 Frauen um Gisela Kolaschnik, alleinerziehende Mutter von 4 Kindern, die 1975 den „Verband alleinstehender Mütter und Väter“ in Bremen gründeten. Die Frauen wussten aus eigener Erfahrung, dass es so gut wie keine Unterstützung und Hilfe für die Mütter und Väter gab.  Zu der Zeit war es noch ein Makel und höchst bedenklich, wenn eine Frau geschieden oder erst garnicht verheiratet war. Es wurde von „Rumpffamilie“ oder „unvollständiger Familie“ und „Halbfamilie“ gesprochen, wenn von Einelternfamilien die Rede war. Daran war schon zu erkennen, dass diese Lebensform nicht der Norm entsprach. Ledige Mütter bekamen noch bis 1969 einen Amtsvormund zugeteilt, der über das Kindeswohl wachte und der sich auch in Entscheidungen einmischen durfte . 1969 dann wurde die Gleichstellung beschlossen und die Mütter bekamen das Sorgerecht.
Allerdings war auch bereits eine Zunahme des „Alleinerziehertums“  zu verzeichnen, da seit Ende der sechziger Jahre  die Scheidungsrate anstieg. Damals wie auch heute war  die finanzielle Situation der Alleinerziehenden schlecht. Obwohl drei von vier Müttern berufstätig waren, reichte das Geld trotzdem nicht, ein Grund dafür war auch die fehlende Unterhaltssicherung der Kinder. 1979 trat dann das Unterhaltvorschussgesetz, für dessen Einführung  Gisela sich sehr eingesetzt hatte, in Kraft. Nach wie vor fehlten aber Betreuungsmöglichkeiten und die Isolierung belastete die alleinerziehenden Mütter und Väter.

   In den ersten Jahren fanden die Beratungen in Giselas Wohnzimmer statt.

 Auch die Telefonseelsorge leitete Anrufe von ratsuchenden Frauen an Gisela weiter und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Treffen konnten sich die Frauen im Haus der ev. Familienhilfe. Die Nachfrage an Beratung und Unterstützung stieg ständig an. Dann konnten 1977 die Räume in der Bürgermeister- Deichmann- Straße angemietet werden. Zudem wurden Stadtteilgruppen gegründet.

 

 In der Satzung, als Vorlage diente die Satzung eines Kaninchenzüchtervereins, die sich die Frauen gegeben hatten, wurde als Zweck des Vereins der Abbau von Benachteiligungen der alleinerziehenden Mütter gegenüber der „normalen“ Familie genannt. Der Verband setzt sich z.B. für ausreichende Unterhaltssicherung, ausreichende Kinderbetreuungsstätten, Ganztagsschulplätze, Erziehungsberatungsstellen, Unterstützung in akuten Notfällen, für Berufsausbildung und Berufsausübung alleinstehender Elternteile ein. Ziel der Frauen war es auch, die Situation der Alleinerziehenden aufzuzeigen und die Isolation der Betroffenen durch selbstorganisierte Freizeitangebote und Beratungen zu durchbrechen. Die hilfesuchenden Mütter und Väter sollten so aufgefangen und stabilisiert werden. Ein weiteres Mittel um dies zu erfüllen wurde durch intensive Beratung, insbesondere telefonisch, geleistet. Um die Benachteiligungen von alleinerziehenden aufzuzeigen und Forderungen auch in der Politik umzusetzen, führten die Frauen Gespräche mit den zuständigen Politikern und Behörden. Heute leben in Deutschland etwa ca. 1,6 Millionen Alleinerziehende lt. statistischem Bundesamt, davon sind 90% Frauen. Alleinerziehende gehören auch heute, gerade auch in Bremen, zu der Gruppe mit der höchsten Armutsgefährdung. Zwar werden Einelternfamilien werden mittlerweile von der Gesellschaft akzeptiert, nicht so von der Politik. Unerschütterlich wird die Ehe gefördert.

 

 Alleinerziehende stehen auch heute vor besonderen Anforderungen um Kindererziehung, Organisation des Alltags und Erwerbsfähigkeit unter einen Hut zu bringen, darin möchte sie der VAMV unterstützen .

 

 

 

 

 


Gisela Kolaschnik und Irmgard Fröhlking,

>die Frauen der ersten Stunde< am VAMV-Infostand auf der Info-Börse für Frauen, 1979 auf der hafa, (da waren wir noch „alleinstehend“, heute sind wir ja „alleinerziehend“)

  

Rückblick


Berichte: Wie habe ich den VAMV kennengelernt

Helga:

 

 

 

Wie bin ich zum VAMV gekommen

 

 Durch meine damalige Freundin, bin ich 1995 zum VAMV gekommen. Sie erzählte mir von ihrer Kindergruppe die sie dort leitete. Sie sagte komm doch mal einfach vorbei. Dort kannst Du Tipps, Informationen, Beratungen in Sozialhilfe und wenn Du Mitglied bist, auch in rechtlichen Fragen bekommen.  Das tat ich auch, ich dachte prima, ich war alleinerziehende Mutter seit 1989, von drei Kindern und es gab ja immer Probleme, mit dem Exmann, den Kindern und dem Sozialamt. Damals war die Geschäftsstelle noch doppelt so groß wie heute. Es gab einen Kinderraum, der so groß war wie unser heutiger Gruppenraum, zwei Büros, eine Küche, zwei Toiletten und einen Raum für Ordner. Also reichlich Platz um viele Angebote zu machen. Schade dass wir das nicht mehr bezuschusst bekommen. Ich fühlte mich dort sehr gut auf genommen. Bekam viele Tipps und Unterstützung. Ich durfte für den VAMV zu vielen Fachtagungen fahren, bekam Lehrgänge in Sozialhilfe  und fuhr mit zu Bundesdelegiertenkonferenzen, alles hat der VAMV finanziert. Ich leitete damals schon verschiedene Gruppen, wurde in den Vorstand gewählt und machte Beratungen in Sozialhilfe und vielen anderen Fragen. Ich finde es gut wenn man sich politisch für Alleinerziehende einsetzen will, dass man im VAMV Bremen so viel Unterstützung und Hilfe bekommt. Wir feierten auch zusammen und machten Ausreisen. Was viel Spaß machte, denn wir waren ja alle Alleinerziehende. Man half sich untereinander, ich z.B. bekam Unterstützung bei meinen zwei Umzügen, ich konnte mich auch mal aussprechen über die Probleme die ich hatte. Im Jahr 2001 bin ich ausgetreten aus dem VAMV, da meine Tochter mich brauchte, meine Enkeltochter war zweimal in ihrem ersten Lebensjahr an Krebs erkrankt und da war es wichtiger für mich denen zu helfen. 2011 nach meiner psychosomatischen Kur, die ich brauchte, weil die Krankheit meiner Enkeltochter hatte mir seelisch sehr zu schaffen gemacht. Sah ich ein Mitglied vor dem VAMV Fenster putzen, er zeigte mir die Bilder- ausstellung die im ehemaligen Kinderraum gerade aus gestellt wurde und da er freundlich mit mir geredet hatte, hatte ich wieder Mut bekommen in die einzelnen Gruppen zu gehen und an den Vorstandssitzungen teil zu nehmen. Ich wollte dann auch wieder Beratungen machen, ich wurde von zwei Mitgliedern die auch Beratung anboten, „ausgebildet“ und dann noch zur Schriftführerin in den Vorstand gewählt. Diese Zeit war nicht leicht, es wurden hohe Ansprüche gestellt, ich mußte Xmal hospitieren und das Protokoll kam regelmäßig zurück. Aber ich dachte mir nur, das schaffst Du. Ich wollte ja schließlich den Alleinerziehenden helfen in der Beratung und durch meine Vorstandsarbeit. Ich habe es geschafft und als Dank kann ich jetzt dem VAMV zurückgeben, wie mir in den Jahren geholfen hat.

 

 

 


Andrea:

  

Hallo Ihr Lieben,

 

Ich bin eine Frau von  45 Jahren und  2010 zum  VAMV  gekommen,  da  mir als alleinerziehende gleichgestellte Menschen, mit ähnlichem Hintergrund  zum  Austausch fehlten und ich dies ändern wollte. Über Umwege kam ich an die Telefonnummer  vom VAMV, den ich bis dahin nicht kannte. Ich meldete mich daraufhin telefonisch und eine sehr nette Frau Glade meldete sich am Telefon und lud mich gleich zum Frühstück und Kennenlernen ein. Als ich an einem Donnerstag dann zu dem besagten Termin erschien, wurde ich sehr herzlich von einer bunt gemischten Gruppe empfangen. Ich fühlte mich gleich sehr wohl und herzlich aufgenommen. Ich blieb bis heute und blicke auf 6 schöne Jahre mit dem VAMV zurück.  Für mich ist der VAMV meine 2. Familie und für mich nicht mehr  wegzudenken. Ich engagiere mich ehrenamtlich und hab viel Freude daran.